Tagebuch einer Arbeitssuchenden
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Wie findet man mithilfe von NeNA einen neuen Weg? Über diesen aufregenden, aber auch anstrengenden Prozess berichtet eine Kandidatin in ihrem Tagebuch. Sie beschreibt darin ihre Beweggründe, die Kontaktaufnahme mit NeNA sowie das erste Coachinggespräch.
Wie ich zu NeNA gekommen bin
Vor ein paar Wochen habe ich aufgehört, Bewerbungen zu schreiben. In den letzten zweieinhalb Jahren war ich zuerst neun Monate arbeitslos, dann habe ich eine auf ein Jahr befristete halbe Stelle in der Nähe des Bodensees bekommen. Seitdem bin ich jetzt wieder seit acht Monaten arbeitslos. Da ich mich auch während der Zeit am Bodensee ständig nach einer weiteren halbe Stelle umgesehen habe, um meine finanzielle Situation zu verbessern, bin ich nun schon seit über zwei Jahren auf Arbeitssuche. Eine Zeit gespickt mit Absagen. Dann, vor ein paar Wochen, kam der Moment, wo ich nicht mehr konnte. Von Bewerbung zu Bewerbung wuchs die Anstrengung, das darzustellen, was ich kann. Immer stärker wurde das Gefühl, dass wieder nur eine Absage ins Haus flattern wird. Die Mischung aus neuer Hoffnung und Angst vor Enttäuschung war immer schwieriger auszuhalten. Auf geschriebene Bewerbungen folgten Tage der Lethargie und der zunehmenden Verzweiflung, die ich nur noch mühselig abschütteln konnte. Irgendwann konnte ich mich nicht mehr überwinden, eine weitere Bewerbung anzugehen.
Gleichzeitig verging kaum ein Morgen, an dem ich nicht schon steif vor Angst aufwachte: Angst davor, nie mehr eine geregelte Arbeit zu finden, Angst vor Harz IV, Angst vor Einsamkeit und vor der Aufgabe, den Tag strukturieren zu müssen. Mein Selbstbewusstsein war so tief in den Keller gesunken, dass ich das Gefühl hatte, überhaupt nichts mehr zu können. Ich ging davon aus, dass es keine Arbeit mehr gibt, die zu bewältigen ich imstande sei. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich Hilfe brauche, um wieder aus diesem Tal herauszukommen. Die Zeit, die mir noch bis Harz IV bleibt, ist begrenzt. Ich muss einen Weg finden, wieder eine Arbeit zu bekommen, es geht nicht anders. Und ich will arbeiten! Nach einem Gespräch über meine Arbeitssuche gab mir eine Freundin die Kontaktdaten von NeNA. Sie war vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation und bekam damals Hilfe von NeNA.
Mein Erstgespräch mit NeNA-Mitarbeitern
Ich hatte Angst vor dem Gespräch. Denn ich erwartete, dass man mir sagt, ich sei selbst schuld an meiner Situation, ich hätte mich einfach nicht genug angestrengt. Doch genau das Gegenteil ist passiert. Das erste, was ich hörte, war, dass ich meine Situation nicht durch persönliches Versagen und meine Schuld verursacht habe, sondern, dass ich in der Vergangenheit vielleicht ein paar ungünstige Entscheidungen getroffen habe, die mich an den jetzigen Punkt meines Lebens gebracht haben. Das machte einen gewaltigen Unterschied für mich, denn wenn mich ungeschickte Entscheidungen zu diesem Punkt geführt haben, dann kann ich jetzt auch richtige Entscheidungen treffen, um dieser schlimmen Situation wieder zu entkommen. Wenn ich handle, habe ich eine Chance.
So hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich hatte lange die Vorstellung, dem Leben ausgesetzt zu sein, ohne eigenen Einfluss darauf nehmen zu können, wie es mir ergeht und was mit mir passiert. Aber das, was mir die NeNA-Mitarbeiter sagten, klang ganz anders und machte mir erste Hoffnung. Das Erstgespräch drehte sich um die Formalia des Coachings, meine Gegenleistung und darum, welcher Coach zu mir passen könnte. Es war aber auch Zeit dafür, dass ich von meiner Situation erzählte, meinen Ängsten und meinen beruflichen Erfahrungen der letzten Jahre. Das tat mir gut. Ich fühlte mich willkommen und das war Balsam für meine Seele. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Im Gespräch kam es irgendwann auch zu der Frage, was ich eigentlich gerne beruflich tun würde. Diese Frage hatte ich mir in den letzten Monaten abgeschminkt. Sie war untergegangen in der Verzweiflung darüber, keine Arbeit zu finden, und dem immer stärker werdenden Wunsch, einfach irgendeine Tätigkeit auszuüben. Hauptsache Arbeit! Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich aber sehr genau beschreiben, was mir gefallen würde. Die Vorstellung, so eine Tätigkeit tatsächlich zu finden, erschien mir in diesem Moment jedoch wie ein unerreichbarer Wunschtraum. Schon allein deshalb, weil ich nicht wusste, wo ich nach einer solchen Tätigkeit suchen sollte. Wo könnte ich eine passende Stelle für mich finden?
Das Gespräch machte mir noch etwas deutlich: Ich bin hoch qualifiziert, und das ist etwas Gutes. Ein Uni-Studium und eine fertig geschriebene Doktorarbeit, wenn auch für den Titel noch die Prüfung fehlt. In der letzten Zeit hatte ich mit meiner Ausbildung so gehadert, dass ich mir oft gewünscht hätte, einen einfachen Beruf erlernt zu haben, weil ich dachte, dass ich dann vielleicht leichter eine Anstellung finden würde. Wenn ich es jetzt mit einigem Abstand betrachte, wird mir klar, dass es im Moment mit keiner Art von Ausbildung leicht ist, eine Anstellung zu finden. Mein Gefühl, nichts wert zu sein, ist durch die Erfahrung der letzten zwei Jahre so stark geworden, dass ich mich und die Realität der Arbeitswelt nicht mehr richtig einschätzen konnte.
Ich verabschiedete mich mit einem lange nicht mehr da gewesenen Gefühl von Hoffnung und Selbstwert, für das ich sehr dankbar war. Wie ein Silberstreif am Horizont tauchte die Idee auf, vielleicht doch eine Tätigkeit zu finden, die meinen Erfahrungen und Fähigkeiten entspricht, die mir aber auch Spaß macht und meinen Lebensunterhalt langfristig sichert. Eine Arbeit, die zu mir passt – nach dem Gespräch musste ich über Stunden immer wieder mit den Tränen kämpfen, wenn dieses Gefühl und diese Vorstellung wieder hoch kamen. Diese Möglichkeit erschien mir wie ein Traum. Und doch gingen die Menschen bei NeNA davon aus, dass so etwas möglich ist. Auch für mich. Mal sehen.
Der erste Kontakt mit Coaches
Es wurden mir zwei Coaches von NeNA vorgeschlagen. Beim Telefonat mit dem ersten Coach stellte sich schnell heraus, dass wir die Arbeit erst in einem Monat beginnen können. Da ich aber so schnell wie möglich anfangen wollte, wurde von NeNA der Kontakt zu dem zweiten Coach hergestellt.
Schon beim Telefonat und im E-Mail-Kontakt habe ich eine warmherzige Person kennengelernt, die mir mit großer Offenheit und ehrlichem Interesse begegnete. Ich habe mich sehr auf das Erstgespräch gefreut und es war wirklich toll! Innerhalb kurzer Zeit hat mein Coach in intensiver Arbeit mit mir mein wesentliches Problem herausgearbeitet und mich damit sehr überrascht. Wie es schien, trug ich meinen inneren Konflikt, der mich blockierte und einschränkte, sehr deutlich sichtbar mit mir herum: Einerseits hatte ich einen ganz starren und unerbittlichen Anspruch mir gegenüber, etwas leisten zu müssen, und andererseits den Wunsch, endlich damit aufzuhören. Einfach entspannt und fast spielerisch an die Arbeit gehen zu können. Ich habe sehr lange gebraucht, diesen enormen inneren Druck zu spüren. Mein Coach hat dies sehr schnell erkannt. Ich fühlte mich in guten Händen und war sehr dankbar, dass ich mit dieser ausgezeichneten Frau arbeiten durfte.
Wow, ich erhielt Hilfe. Das war ein schönes Gefühl! Schon nach dem Erstgespräch, das ja eigentlich dem Kennenlernen dienen sollte, hatte ich das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Wir überlegten zusammen, welches Ziel das Coaching haben soll und woran ich merke, dass ich das Ziel erreicht habe. Auch besprachen wir sämtliche organisatorischen Modalitäten, zum Beispiel, wie oft man sich in welchem Zeitabstand trifft und wo. Schon ging ich mit einer anderen Einstellung zu meiner Arbeitslosigkeit nach Hause. Und mit einer neuen Idee: dass es jetzt vielleicht möglich ist, aufgrund meiner hohen Qualifikation und meiner umfangreichen beruflichen Erfahrung das Geld für meinen Lebensunterhalt und gleichzeitig für die Verwirklichung eines Traums zu verdienen. Dass dies vielleicht sogar leicht sein kann und mir nicht jede Energie raubt. Dass mir dann Arbeit sogar Spaß macht und mir den zeitlichen, finanziellen und vor allem kräftemäßigen Raum lässt, das Hobby auszuüben, das mich glücklich macht.
Mein innerer Zuchtmeister ‚Ich muss leisten‘ hat mich auf einen hohen Qualifikationsberg gebracht. Nun war der Gipfel erklommen, jetzt war es an der Zeit, einmal Luft zu holen. Noch konnte ich aber das ‚Leistenmüssen‘ nicht loslassen. Mit diesem überzogenen Anspruch kam sofort auch die Bewertung und die Abwertung meiner selbst: Weil ich gerade keine Arbeit habe, daher in meinen Augen auch nichts leiste und somit nichts wert bin. Sobald ich aber an die Idee dachte, mein Hobby auszubauen, fühlte sich das alles schon ganz anders an. Das war für mich wie ‚Spielengehen‘. Die Idee, mein Hobby auszubauen, erfüllte mich mit Energie und Leichtigkeit. Nur leider errang immer wieder das ‚Leistenmüssen‘ die Oberhand, und dann ist das Spielerische wieder komplett aus meinem inneren Blickfeld verschwunden. Schwupp, sofort waren Existenzangst, Verzweiflung und Selbsthass wieder präsent. Diese beiden Seiten rangen permanent in mir. Das heutige Coaching-Gespräch hatte mir aber gezeigt, dass sie gar keine Gegner sein müssten. Ich könnte das ‚Leistenmüssen‘ einsetzen, um mir das ‚Spielengehen‘ zu ermöglichen. Dann kämen beide zu ihrem Recht und ich könnte so das eine ein bisschen loslassen, um dem anderen mehr Raum zu geben. Das war eine wundervolle Vorstellung und ein gutes Gefühl.
Nach dem Gespräch verfasste ich Zuhause ein Bewerbungsanschreiben und es gelang mir, während des Schreibens ein bisschen von dieser positiven Stimmung beizubehalten. Ich fühlte mich tatsächlich so, als ob ICH wieder im Sattel meines Lebens säße und nicht irgendein unbekannter Arbeitgeber, dem ich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert bin. Solch eine Veränderung, und das schon nach nur einem Gespräch! Ich hätte nie gedacht, dass dies möglich ist, und bin wahnsinnig gespannt, wie es weitergeht. Der nächste Termin ist in einer Woche. Bis dahin habe ich zwei kleine Hausaufgaben bekommen. Da wird mir die Zeit sicher nicht lang.
Wenn ich nur früher zu NeNA gefunden hätte
Wir haben über ziemlich viele Sitzungen an den verschiedensten Themen gearbeitet, denn mit dem Thema Arbeit hängen so viele Lebensbereiche zusammen. Die einzelnen Schritte kann ich nicht mehr do genau auseinander halten. Jede Sitzung war für mich immer wieder ein neuer wunderbarer Impuls. Frau X ist wirklich sehr gut.
Letzten Endes habe ich verstanden, dass ich hinter die Notwendigkeit, eine Arbeit zu haben, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, alle Wünsche und Träume zurück gestellt habe.
Diese Erkenntnis, dass ich im Bereich Arbeit nur noch Notwendigkeiten zugelassen und gesehen habe und garnicht mehr gelebt habe, habe ich dann als Struktur in vielen anderen Lebensbereichen und Lebenthemen wieder gefunden. Das war das eigentlich bewegende für mich und hat mich nachhaltig und mehr verändert als ich je erwartet hätte.
Zu sehen, dass ich in vielen Lebensbereichen selbstzerstörerische Strukturen lebe, weil ich mir nicht erlauben konnte und wollte, dass das Leben, meine Beziehungen und die Arbeit leicht sein können und Freude machen – daswar die Erkenntnis, die die Wende gebracht hat.
Ich hatte dann auf verschiedenen Wegen intensiv daran gearbeitet, diese Haltung zu ändern und zu heilen – mit meiner Coach, Frau X, mit einer Homöopatin, mit Selbsthilfebüchern, Gesprächen mit Freunden und Imaginationsübungen … Dieser Prozess ist noch im Gange, aber ich merke jetzt schon die Fortschritte. Die Idee, dass Arbeit Spaß machen darf, dass das Leben schön ist und sich leicht und voller Freude anf+ühlen darf, wächst immer weiter. Ich konnte schon Tätigkeiten und Menschen in mein Leben holen, mit denen ich diese neue Richtung leben kann.
Ich habe dann im Januar eine Arbeit gefunden, im Rahmen einer Elternzeit-Vertretung. Dieser Vertrag ist befristet. Ich habe dort zum ersten Mal seit langem sortieren können, was an dieser Art von Arbeit Spaß macht und was noch nicht für mich passt. Ich habe dort viel gelernt über mich und werde demnächst eine neue Stelle antreten. Ich hoffe, dass ich dort noch mehr Leichtigkeit und Freude an der Arbeit und meinen Fähigkeiten leben kann. Und wenn es dort immer noch Dinge gibt, die nicht passen, werde ich weiter suchen. Der Prozess des Arbeit-Suchens ist nicht leichter geworden, aber mein Bewusstsein, dass ich wählen darf, ist gewachsen. Die Idee, dass Arbeit und Berufstätigkeit leicht sein darf und Freude machen darf, ist wie ein Leuchtfeuer, nach dem ich mreine Arbeits-Suche nun ausrichten kann.
Un dieses Wissen ist mittlerweile so stark und leuchtend in mir, dass sich die Umstände auch danach entwickeln. Das ist das große Wunder, dass mir dieses Coaching geschenkt hat. Und dafür bin ich von Herzen dankbar.
Ich hoffe, dass sich für das NeNA-Projekt auch alles zum Besten entwickelt! Ich bin sehr dankbar für die Hilfe und Vermittlung von Frau Golombowski. Das hat mich wirklich weiter gebracht!
Meine allerbesten Wünsche für das Team und ganz, ganz liebe Grüße, XX YY